Universals Orientals jetzt erstmalig in HD auf BD
Das Koch-Media-BD-Set vereint erstmalig drei von Universals Technicolor-Ausflügen in die Geschichten aus 1001 Nacht in HD, die das Unternehmen bereits im Jahr 2008 auf DVD veröffentlichte: Arabische Nächte (1942, Regie: John Rawlins), Ali Baba und die vierzig Räuber (1944, Regie: Arthur Lubin) sowie Das goldene Schwert (1953, Regie: Nathan Juran).
Was kann man diesen Filmchen aus der Universal-Küche nun wirklich mit Überzeugung attestieren? Zur in diesem Zusammenhang verschiedentlich gebrauchten Bezeichnung „Klassiker“ möchte ich hier nun ganz gewiss nicht greifen. Dafür sind mir diese Streifen denn doch zu sehr am Geist der Geschichten aus 1001 Nacht vorbei inszeniert. Abgesehen von ihrer zweifellos sehr hübschen exotischen wie farbenprächtigen Ausstattung besitzen sie einfach wenig vom so unverwechselbar blumigen 1001-Nacht-Charme des wahrlich als „An Arabian Fantasy in Technicolor“ in die Filmgeschichte eingegangenen Der Dieb von Bagdad (1940). Dieser von Alexander Korda für die von ihm 1932 begründete Produktionsgesellschaft London Films hergestellte Film ist trotz seiner schwierigen und chaotischen Entstehungsgeschichte bis heute das unübertroffene Juwel derartiger Märchenstoffverfilmungen geblieben.
Mit Conrad Veidt als schurkischem wie unverwechselbar dämonischem Großwesier Jaffar und dem Inder Sabu als Abu, dem gewitztem kleinen Dieb, kann die Universal-Garde mit etwa Jon Hall, Turhan Bey und María Montez nicht recht mithalten. Selbst die Beteiligung von Sabu in Arabische Nächte vermag kaum zu überspielen, dass es sich um einen eher wenig inspirierten Nachzieher auf Kordas Erfolgsfilm handelt. Diese etwas ernüchternde Feststellung gilt letztlich für sämtliche der Universal-Orient-Abenteuer der 1940er und 1950er. Hierbei handelt es sich um insbesondere visuell ansprechende, ansonsten aber besonders naive Produkte der Traumfabrik ohne besonderen Anspruch.
Dazu muss fairerweise angemerkt werden, dass auch Bemühungen anderer, derartige Stoffe zu inszenieren, fast durchweg ebenfalls wenig gelungen sind. Zum Besten zählt der wiederum vom Regisseur von Das goldene Schwert, Nathan Juran, inszenierte Sindbads 7. Reise (1958). Dieser bezieht seine Reize allerdings in erster Linie aus den für ihre Zeit verblüffenden Spezial-Effekten Ray Harryhausens und ebenso der Musik von Bernard Herrmann. Obwohl sie eher ein Grenzgänger ist, darf hier die charmant-liebevolle orientalische Märchenfantasie der DEFA, Die Geschichte vom kleinen Muck(1953, Regie: Wolfgang Staudte), ob ihrer so ansprechenden quasi-1001-Nacht-Atmosphäre nicht fehlen. Im sich daran anschließenden Mittelfeld kann man die Universal-Orientabenteuer einordnen, denen Schlusslichter wie etwa die französisch-italienische Koproduktion Arthur Lubins aus dem Jahr 1960 Der Gauner von Bagdad nicht das Wasser reichen können.
Zwar vermag man beim Betrachten der Universal-Orientals häufiger an verkappte Western denn an 1001 Nacht zu denken. Trotzdem vermögen derartige Trivialitäten auf ihre Art durchaus unterhaltsam zu sein, ja mitunter sind sie genau das Richtige, um einfach mal nur zu entspannen. Ihre standardisierten und vorhersehbaren Plots sind meist recht kurzweilig erzählt, und infolge 3-Farben-Technicolor sind sie dank ihrer vorzeigbaren Produktionsdesigns in jedem Fall sehr ansehnlich, nämlich besonders hübsch prall bunt aussehend verpackt. Dies alles sorgt zudem für ein unverwechselbar nostalgisches Flair, wie auch die Begegnung mit Rock Hudson und Piper Laurie sowie dem späteren Star aus La Dolce Vita (1960), Anita Ekberg, in Das goldene Schwert. Besonders in technisch hochwertiger Präsentation taugt diese Art eher simpel gestrickter, dafür betont visuell einprägsamer Abenteuer-Streifen durchaus zum immer wieder willkommenen, angenehm entspannenden Nostalgie-Trip für einen verregneten Sonntagnachmittag oder Ähnliches.
Die drei Universal Orientabenteuerauf BD
Alle drei HD-Transfers sind von offenbar sehr guten Vorlagen abgenommen. Entsprechend üppig leuchtend erstrahlen die Farben der Kulissen und prächtigen Kostüme. Aber auch Schärfe, Kontrastumfang, Detailvielfalt und die natürlich erscheinende dezente Filmkornstruktur der im originalen Akademie-Format (1: 1,37) präsentierten Filme überzeugen. So muss es sein, damit derartige Kino-Schätzchen längst vergangener Tage auf ihre ganz spezielle Art auch heutzutage noch zu überzeugen vermögen. Auch beim Ton gibt’s keine wirklichen Beanstandungen. Zwangsläufig ist hier zwar „nur“ Mono im Gepäck, aber erfreulicherweise jeweils die deutsche Originalsynchronisation in solider, sauberer Qualität.
Bei den Boni hat das Set mit den drei Silberlingen (bei derartigen Filmen fast zwangsläufig) nur wenig zu bieten: Neben einer rund dreiminütigen „Exklusive(n) Einführung durch Filmhistoriker Robert Osborne“ gibt’s die Original-Kinotrailer (in bescheidenerer SD-Bildqualität) und obendrauf noch die obligatorischen Koch-Media-typischen Bildergalerien.
Fazit:
Koch-Media aktualisiert sein Repertoire in zunehmendem Maße im HD-BD-Format. Auch für diese BD-Box gilt: Das Set hinterlässt nicht nur bereits einen guten ersten Eindruck, wenn man es in der Hand hält. Auch die eingehendere Prüfung belegt, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis in jedem Fall stimmt. Der Interessierte kann also sehr zufrieden sein. Freunde des üppigen 3-Farben-Technicolors kommen hier ganz besonders auf ihre Kosten.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.