Sissi-Trilogie (Royal Blue Edition, Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
10. Dezember 2011
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(3/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(3.5/6)

Extras

(4/6)

Die Filmtrilogie um die Kaiserin der Herzen jetzt auch in High Definition (HD)

1999 erschien die Sissi-Filmtrilogie von Ernst Marischka erstmalig auf DVD. Damals war die DVD noch ein junges Medium, das sich gegen die den Markt (noch) dominierende Videokassette durchsetzen musste. Die Sissi-Filmtrilogie auf Kinowelt DVDs war übrigens der erste DVD-Titel überhaupt, der im Jahr 2000 auf Cinemusic.de vorgestellt worden ist.

Doch das ist inzwischen ebenso Geschichte wie die längst vollzogene DVD-Revolution auf dem Home-Video-Markt. Inzwischen hat bereits die DVD-Ära ihren Zenit annähernd erreicht, hat sie doch seit einigen Jahren hochauflösende Konkurrenz bekommen. Der anfängliche Krieg zweier unterschiedlicher HD-Formate ist ebenfalls Vergangenheit. Der Sieger, die Blu-ray, hat mittlerweile umsatzmäßig kräftig zugelegt und wird am Markt in nicht allzu ferner Zukunft die Führung übernehmen.

Seit dem 20. Oktober 2011 sind nun auch die drei Sissi-Filme in HD im Digi-Pak-Mediabook auf Blu-ray, als schicke sogenannte „Royal Blue Edition“, vom Kinowelt-Nachfolger „Studiocanal“ erhältlich. Und dies veranlasste den vorliegenden Artikel, der bezüglich der nach wie vor aktuellen Infos zu den Filmen auf den 2000er DVD-Artikel verweist und sich in erster Linie als technische Aktualisierung — neudeutsch „Update“ — auf die aktuelle Blu-ray-Edition versteht.

Die Sissi-Filmtrilogie auf Blu-ray

Zwar war bereits die 1999er DVD-Edition, wenn auch nicht perfekt, so doch gegenüber dem zuvor auf Videokassette und im Fernsehen Gezeigten in erheblichem Maße verbessert worden. Aber die neue „Royal Blue Edition“ lässt im Vergleich ihre DVD-Vorgänger trotzdem alt aussehen. Und dies betrifft nicht nur die recht elegante Aufmachung als Mediabook. Nein, dieses Mal gibt es am insgesamt sehr gut restaurierten Bild praktisch nichts mehr auszusetzen. Zwar wirken zwischendrin immer wieder mal einzelne Szenen relativ weich, aber das allermeiste Bildmaterial erscheint in guter bis sehr guter Schärfe. Auch der sauber abgestufte Kontrast, die vielfältige Detailzeichnung und die dem alten 50er-Jahre-Agfacolor entsprechenden, in satten wie auch Pastelltönen erstrahlenden, aber zugleich infolge dezenten Blaustichs wiederum etwas kühl wirkenden, Gemälde-Farben machen einen vorzüglichen Eindruck. So brillant und detailliert hat man zuvor weder die edlen Interieurs, noch die Kostüme und ebenso wenig die mitunter geradezu plastisch anmutenden Außenaufnahmen sehen können.

Im Pressetext ist ja ehrlicherweise von „bestmöglicher Bildqualität“ die Rede. Wobei bereits zur 1999er Restauration vom insgesamt recht kritischen Zustand des zur Verfügung stehenden Negativ- und Kopienmaterials zu lesen war. Hier ist erfreulicherweise eine komplette HD-Neuabtastung erfolgt und nicht, wie häufiger in derartigen Fällen, nur ein elektronisches Aufpeppen eines bereits vorhandenen älteren, nicht voll HD-fähigen Masters. Das Bild ist außerdem weder künstlich nachgeschärft, noch ist das Filmkorn mit Hilfe von Korrekturprogrammen nachträglich eliminiert worden. Derartige Maßnahmen erzeugen nämlich neue Probleme. Sie führen zum einen zu deutlichen Doppelkonturen und zum anderen infolge von Detailverlusten zu beispielsweise eher wachsartig eingeebnet erscheinenden Gesichtszügen.

Der Gesamteindruck ist entsprechend positiv. Auch vom bei den alten DVD-Ausgaben mitunter unruhigen Bildstand, dem leichten Flackern in Helligkeit und Farben sowie den gerade aus kurzem Betrachtungsabstand auffälligen kleinen Artefakten ist hier nichts mehr zu sehen. Das betrifft auch nach dem Restaurationsprozess eventuell noch erkennbare Reste von Bildschäden und Verschmutzungen. Um Derartiges ganz vereinzelt doch noch auszumachen, ist hier fast schon detektivische Feinarbeit erforderlich.

Leider passiert es mittlerweile x-fach, dass 4:3-Material auf 16:9 aufgeblasen präsentiert wird, was man u. a. an den häufig drastisch beschnittenen Köpfen abgebildeter Persönlichkeiten unmittelbar erkennt. Beim Bildformat besteht bei der Royal-Blue-Edition erfreulicherweise Wahlmöglichkeit: Im Gegensatz zu verschiedenen Neutransfers auf dem Markt kann man die Filme sowohl im originalen 4:3-Kinoformat als auch die modernen Flachbildschirme komplett ausfüllenden 16:9-Format ansehen. Ein Zoomen/Aufblasen geht zwangsläufig immer mit deutlichen Bildverlusten (hier am oberen und unteren Bildrand) einher und zerstört mehr oder weniger die ursprüngliche Bildkomposition. Bei den drei Sissi-Filmen hat man in diesem Punkt immerhin sehr sorgfältig gearbeitet, hat den 16:9-Bildausschnitt nicht einfach 08/15 gewählt, sondern szenenspezifisch festgelegt. Das Ergebnis vermeidet damit zwar oben abgeschnittene Köpfe, es bleibt aber problematisch. Es ist nicht einfach puristische Spinnerei, wenn man darauf besteht, Filme in dem Format präsentiert zu bekommen, für das sie ursprünglich gemacht wurden. Wer sich die Formatproblematik besonders eindringlich vor Augen führen möchte, der befasse sich mit den einfach nur unselig auf 4:3-TV-Bild, also ohne schwarze Balken (!), und damit rechts und links drastisch gestutzten CinemaScope-Filmpräsentationen früherer TV- Tage.

Der ehedem besonders flache, mitunter zusätzlich von Verzerrungen beeinträchtigte Mono-Ton ist ebenfalls spürbar verbessert worden. Natürlich darf man hier keine großen Wunder und schon gar nicht Surround-Stereo erwarten, aber das Ergebnis ist von Störungen gut gesäubert und klingt außerdem im Vergleich zu früher merklich frischer.

Die vorhandenen Extras sind überwiegend von den früheren DVD-Editionen übernommen und entsprechend auch nur in Standardauflösung (SD) vorhanden. Hier belegen die unrestaurierten Trailer zu den drei Sissi-Filmen besonders eindrücklich das nunmehr in HD Erreichte. Erwähnenswert ist noch die auf der dritten Disc, Sissi — Schicksalsjahre einer Kaiserin, hinzugekommene erste Sissi-Verfilmung, Elisabeth von Österreich (1931), daherkommend zwar nur in SD, aber in überraschend guter Schwarz-Weiß-Qualität.

Fazit: Auch die österreichische Sissi-Filmtrilogie ist nun dank sorgfältiger Neuabtastung inklusive Restauration und im Verbund mit Blu-ray im HD-Zeitalter angekommen. Und das Ergebnis überzeugt auf der ganzen Linie: Die Sissi-Filme sehen jetzt überwiegend annähernd wie neu, fast wie von frisch gezogenen Kinokopien betrachtet aus. Damit ist der immer noch sehr beliebte Kinomythos um die legendäre österreichische Kaiserin zumindest bildtechnisch in einer absolut neuen Heimkino-Dimension angelangt.

„Das Bessere ist der Feind des Guten.“ Dieses altbekannte Prinzip bestätigt sich an dieser Stelle erneut auf eindrucksvolle Art und Weise. Drum Vorsicht! Wer die Sissi-Filme erst einmal von den aktuellen Blu-ray-Discs getestet hat, der mag sich mit den DVD-Vorläufer-Editionen kaum mehr zufrieden geben.

Die Sissi-Filmtrilogie in HD von Blu-ray widerlegt außerdem einen im Internet offenbar weit verbreiteten Irrtum, nämlich, dass Filme, die älter als etwa 10 bis 15 Jahre sind, sich nicht in annähernd vergleichbarer Frische wie Neuproduktionen ins HD-Format übertragen lassen — siehe dazu auch Jean Cocteaus’ La belle et la bête • Die Schöne und die Bestie (1948).

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2011

Und hier geht’s zum im Jahr 2016 erschienenen Filmmusik-Album von Vienna Classic Records.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

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Regisseur:
Marischka, Ernst

Erschienen:
2011
Vertrieb:
STUDIOCANAL
Kennung:
(3 Blu-ray-Discs)
Zusatzinformationen:
Ö 1955-1957

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