Il Compagno Don Camillo

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
1. April 2010
Abgelegt unter:
CD

Score

(4/6)

Wohl kaum einer dürfte sich nicht an sie erinnern: Gemeint sind die drolligen Leinwandduelle, die sich Fernandel und Gino Cervi als urkomisches Duo „Don Camillo und Peppone“ in den Jahren 1952 bis 1965 lieferten. Erst im Jahr 2008, also immerhin 43 Jahre nach dem Kinostart des fünften Films der Don-Camillo-Filmreihe Il Compagno Don Camillo • Genosse Don Camillo (1965), hat Alessandro Cicogninis Originalfilmmusik auf CD das Laserlicht erblickt. Bis dahin hatte es erstaunlicherweise nicht einmal das ohrwurmhafte Hauptthema auf eine Single oder im Rahmen einer Kompilation auf irgendeinen Tonträger geschafft. Das ist schon überraschend, da die Filme nicht nur in Italien, sondern auch international bekannt sind, man ihnen durchaus ein gewisses Maß an Berühmtheit zuschreiben kann.

Nun, zu diesem Thema steht derzeit sicher die 2009er Kompilation des Orchesters des Konservatoriums „Antonio Vivaldi“ in Alessandria unter der Leitung von Marcello Rota, Don Camillo — erschienen auf dem Label Cinevox Records —, sowohl dank der sehr gelungenen Interpretation als auch der zeitgemäßen digitalen Stereoaufnahmetechnik im Zentrum des Interesses. Dieses Album vereinigt über knapp eine Stunde sehr überzeugend Musikauszüge aus den fünf Don-Camillo-Filmen mit Fernandel und Gino Cervi, nicht chronologisch, sondern im Sinne eines für sich, also losgelöst von den Filmbildern, möglichst optimal funktionierenden Hörflusses.

Doch sollte man die 2008er Veröffentlichung auf Digitmovies der kompletten Musik Cicogninis zu Genosse Don Camillo nicht aufgrund der oftmals eher enttäuschenden Erfahrungen mit älteren Filmmusikeinspielungen aus Italien vernachlässigen. Die von Bruno Nicolai dirigierte Originaleinspielung wartet nämlich mit einem sehr sauberen und frischen Monoklang auf, der zudem ansprechend verräumlicht, also ein wenig nachträglich stereofonisiert wirkt. Die komplette Originalmusik zum fünften Don-Camillo-Film klingt aber nicht nur überraschend gut. Insgesamt fließt die hier chronologisch präsentierte vollständige Filmmusik ebenfalls völlig problemlos. Sie funktioniert entsprechend als ebenfalls sehr unterhaltsames und zugleich nostalgisches Filmmusikalbum. Damit erweist sich die Originaleinspielung von Genosse Don Camillo nicht etwa als inzwischen eher entbehrliches Sammlerstück, sondern vielmehr als durchaus feine Ergänzung zur sehr gelungenen Kompilation Marcello Rotas.

Das Vertonungskonzept Cicogninis birgt erwartungsgemäß keine Überraschungen und ist für alle Filme der Reihe identisch: Deswegen funktioniert ja auch die bunt zusammengewürfelte, allein auf optimalen musikalischen Fluss optimierte Cinevox-Zusammenstellung so gut. Es handelt sich um relativ einfach gehaltene Komödienmusik, deren charmanter Volkston für die Filmstoffe ein wie angegossen sitzendes Äquivalent bildet. Dabei verweigert sich die Komposition auch nicht, das Bild zu verdoppeln, indem sie häufiger das Gezeigte unüberhörbar musikalisch spiegelt. Die volkstümliche Walzermelodie für Don Camillo ist auch hier in vielfältigen — der Abnutzung geschickt entgegenwirkenden — Varianten geradezu omnipräsent. Das Don-Camillo-Thema bildet damit das Rückgrat der insgesamt sehr melodischen, unmittelbar ins Ohr gehenden Musik. Sein Kontrahent Peppone erhält hier interessanterweise ein anderes, allerdings wiederum zirkushaftes Marschthema (Track 3, „Marcia Di Peppone“) zugeordnet. Beide Themen werden im Verlauf abwechslungsreich variiert und wandern im Zusammenwirken mit einer recht farbigen Orchestrierung gelungen durch das eher schlanke Orchester. Der sehr unterhaltsame musikalische Fluss wird zwischendrin noch mit weiteren unmittelbar eingängigen liedhaften Seitenthemen garniert und dadurch zusätzlich bereichert. Mitunter gibt’s dabei dann nicht nur drollige unerwartete Einschübe, wie die Italo-Westernparodie in Track 7, „Come in un Western“, sondern auch eine Prise des erwarteten russischen Flairs zu hören, z. B. in Track 12, „Partenza per la Russia“. Das besonders hallarme Klangbild des Originals lässt dazu die ausgeprägt solistische, transparente Machart der Komposition besonders hervortreten, z. B. in Track 18, „Campi di Grano“.

Marcello Rotas Cinevox-Kompilation enthält insgesamt fünf Stücke (rund 9 Minuten) aus Genosse Don Camillo (Tracks Nr. 19, 21-23 und 26), wobei am Schluss von Track 21 auch ein Fragment des o. g. neuen Peppone-Marsches zitiert wird. Maestro Rotas Interpretation zeigt im Vergleich mit den Original-Tracks, wie überzeugend nahe er der Filmeinspielung steht. Rota lässt auch „nur“ mit einer mittleren Orchesterbesetzung von rund 40 Mannen aufspielen, wobei seine Einspielung infolge einer natürlichen, nicht übertriebenen Portion Raumhalls noch etwas satter klingt als das Original.

Fazit: So er es nicht bereits getan hat, sollte sich der Freund der Don-Camillo-Musiken also unbesorgt beide Alben zulegen. Wiederkehrendes nostalgisches Hörvergnügen ist garantiert. Drum gilt hier als Resümee: Nimm zwei!

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Ostern 2010.

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Erschienen:
2008
Gesamtspielzeit:
42:19 Minuten
Sampler:
Digitmovies
Kennung:
CDDM121

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