Immenhof: Die 5 Originalfilme auf DVD

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
24. Dezember 2007
Abgelegt unter:
DVD

Film

(3/6)

Bild

(3/6)

Ton

(2.5/6)

Extras

(4/6)

Islandponys im deutschen Wirtschaftswunder: Die Immenhof-Saga

Die aktuelle 2016er Neuedition der Immenhof-Filmreihe in High Definition (HD) auf Blu-ray wird „hier“ vorgestellt.

Nicht allein der Hauptdrehort im Glottertal der so genannten „Schwarzwaldklinik“ Prof. Brinkmanns (Klaus Jürgen Wussow) ist dem Liebhaber der TV-Serie der 1980er eine Reise wert, auch die Schauplätze der Immenhof-Filme besitzen Potenzial. Einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Flairs verdanken die Immenhof-Filme (besonders die ersten drei) nämlich ihren in der Holsteinischen Schweiz gelegenen Drehorten. Beim in der Nähe vom Kurort Bad Malente gelegenen „Immenhof“ (der ersten drei Filme) handelt es sich in Wirklichkeit um das in Privatbesitz befindliche Gut Rothensande. Weitere Drehorte befinden sich bei Plön und Eutin.

Die vorliegende Immenhof-DVD-Box betont recht geschickt dieses wirtschaftlich nutzbare Nostalgie-Potenzial. Bilder im Begleitheft der wichtigsten Drehorte „damals und heute“ sowie entsprechende Impressionen im rund einstündigen Bonusmaterial belegen auch, dass sich die Fanklientel längst nicht ausschließlich auf die Altersgruppe der mittlerweile über 60-Jährigen beschränkt. Im Zentrum stehen dabei das Immenhof-Museum in Bad Malente und der originelle Hinweis, dass man die Reitwege des Backfisch-Duos Dick und Dalli per Fahrradtour erforschen kann. Hier erfährt man nicht nur, dass in den 50ern noch ein vierter Teil geplant war, Sommernacht auf Immenhof. Man erhält darüber hinaus Eindrücke vom zum Immenhof-Jubiläum abgehaltenen Sommerfest 2007 sowie einen Hinweis auf die für 2008 geplanten „Immenhof-Festspiele“.

Endlich! Die insgesamt fünfteilige Immenhof-Sage ist nun in einer soliden Digipack-Edition auf DVD erhältlich. Dem von Carol Media produzierten 3-DVD-Set liegen dabei erstmalig die im Fernsehen seit 2005 ausgestrahlten farbrestaurierten Fassungen zugrunde. Bis dato waren die nostalgischen Märchen aus dem im Aufbruch befindlichen Wirtschaftswunderland der 50er Jahre, vergleichbar der Sissi-Trilogie, nur in qualitativ völlig unbefriedigender Form erhältlich.

Bei den beiden aus den 1970ern stammenden — Die Zwillinge vom Immenhof (1973) und Frühling auf Immenhof (1974) — handelt es sich allein um blasse Nachzieher. Abgesehen von ein paar netten Einstellungen ist der Charme, wenn man so will die „Immenhof-Magie“, unwiederbringlich dahin. Zwar erkennt man auch hier auf den ersten Blick den rückwärtigen Zeitsprung: sowohl an den Frisuren und der Kleidung. Das gilt ebenso für die vom 70er-Jahre-Pop geschwängerten Filmmusiken von Kai Rautenberg oder Ernst Brandner. Was sich hier jedoch nicht wirklich einstellen mag, ist ein vergleichbares nostalgisches Empfinden. Horst Janson (Alexander Arkens), Olga Tschechowa (Oma Arkens) und Franz Schafheitlin (als Tierarzt) vermögen Paul Klinger, Margarethe Hagen und Paul Henckels schlichtweg nicht zu ersetzen. Daran vermag auch die mittlerweile dem Backfischalter klar entwachsene Heidi Brühl kaum etwas zu ändern. Insofern sind die beiden letzten Teile der Immenhof-Saga reine Zugaben, die primär der Vollständigkeit halber ihre Berechtigung besitzen. Im praktizierten Kult stehen sie weitgehend abseits, spielen praktisch keine Rolle.

Die Bildqualität der aktuellen DVD-Edition kann sich sehen lassen. Abgesehen von einzelnen etwas ausgewaschen wirkenden Szenen (was ebenso für die Titelvorspänne, besonders die der ersten beiden Filme gilt) rangieren Farben, Detailfreudigkeit, Kontrast und auch Schärfentiefe auf gutem bis sehr gutem Niveau — können wertungsmäßig zwischen 4 und 5 Sternen angesiedelt werden. Interessanterweise ist der zweite Immenhof-Streifen, Hochzeit auf Immenhof, in Agfacolor, die Teile eins und drei hingegen in Eastmancolor aufgenommen. Der Unterschied ist deutlich zu erkennen: Beide Farbfilmmaterialien zeigen (wo geboten) vergleichbar leuchtende satte Farben. Das Agfacolor jener Jahre wirkt jedoch infolge eines dezenten Blaustichs deutlich kühler als das im Vergleich leicht gelbbetonte Eastmancolor.

Gelegentlich sind leichte Kopienschäden (Laufstreifen, Kratzer und Stanzmarken) zu erkennen. Die Videotransfers der beiden 70er-Jahre-Filme schneiden allerdings beim Bildeindruck etwas schlechter ab, sie lassen besonders in punkto Schärfe zu wünschen übrig, wirken deutlich softer. Außerdem ist das Bildformat nicht korrekt abgetastet, vielmehr an den Seiten beschnitten. Etwas, das allerdings nur beim Rollentitel unmittelbar sichtbar ist. Ob hier „nur“ (wie bei älteren Videotransfers üblich) ins Normalformatbild hineingezoomt oder das Ausgangsmaterial in einem der beiden Breitwandformate (1:1,66 bzw. 1:1,85) vorlag, darüber lässt sich an dieser Stelle nur mutmaßen. Zumindest fallen im Verlauf des Films störende Bildverluste nicht ins Auge.

Ordentlich, jedoch nicht perfekt ist der in Teilen etwas spitz klingende und besonders im dritten Filmteil, Ferien auf Immenhof, durch Zischlaute sowie teilweise Verzerrungen beeinträchtigte Mono-Ton. Hier hätte man durch eine Nachbearbeitung (siehe dazu auch Mein Name ist Nobody) sicherlich noch einiges herausholen können. Diese Einschränkungen gelten in erster Linie für die ersten drei, noch aus den 50er Jahren stammenden Filme. In diesem Punkt haben die beiden 70er-Jahre-Anhängsel der Reihe hörbar die Nase vorn. Wertungsmäßig bewegt sich der Ton von eineinhalb bis drei Sternen — der Maximalwertung für Mono-Ton.

Damit ist nun auch die im letzten Satz des Artikels zum Filmmusik-Kompilationsalbum „Für immer Immenhof“ von 2004 in den Raum gestellte Frage positiv beantwortet: „Da dürfte es eigentlich zu einer entsprechend sorgfältigen DVD-Edition der Filme auch nicht mehr allzu lange hin sein, oder?“ Und so ist ebenfalls ein kleines Manko in den ansonsten werbefreudigen Boni der aktuellen DVD-Edition von Carol-Media ausgeglichen: der trotz ausgiebig eingesetzter Filmmusik-Schnipsel — nicht nur in der Bildergalerie — fehlende Hinweis auf die für den Freund der Immenhof-Filmsaga wohl ebenso unerlässliche Bear-Family-CD.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2007.

© aller Logos und Abbildungen bei den Rechteinhabern (All pictures, trademarks and logos are protected) sowie CAROL MEDIA.

Erschienen:
2007
Vertrieb:
Carol Media
Kennung:
33333 (3-DVD-Box)
Zusatzinformationen:
D 1955-74

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