Aus dem Archiv von Batjac, 1. Folge

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
15. September 2007
Abgelegt unter:
Special

Am 26. Mai 2007 wäre der „Duke“ (John Wayne) 100 Jahre alt geworden. Er, der für viele Westernfreunde geradezu zum Sinnbild des US-Westernheldens avancierte, hieß ursprünglich Marion Robert Morrison und stammte aus Winterset in Iowa. Über einen Job als Handlanger bei 20th Century Fox während der Semesterferien der University of Southern California — wo er ein Football-Stipendium besaß — kam er erstmals mit dem Film in Berührung. Er wurde mit John Ford bekannt, der ihn seinem Kollegen Raoul Walsh für den groß angelegten Western The Big Trail • Der große Treck (1929) empfahl. The Big Trail ist übrigens ein interessantes Beispiel für die bereits in den Tagen des frühen Tonfilms beginnende internationale Verflechtung im Filmgeschäft. So drehte Walsh den Film in Teilen zwei Mal, indem er für eine deutsche Kinoversion Schlüsselszenen mit Theo Shall, Marion Lessing, Ulrich Haupt und Arnold Korf als Hauptdarsteller aufnahm. Darüber hinaus ist The Big Trail eines der frühesten Experimente mit Breitwandverfahren, wie sie aus wirtschaftlichen Gründen erst in den 1950ern realisiert wurden.

Paramount Home Entertainment hat zum dreistelligen Wayne-Geburtstag zwei DVD-Boxen — Oberbegriff „John Wayne Collection(s)“ — auf den Markt geworfen. Nur am Rande erwähnt sei die fünf Wayne-Western der frühen 60er bis frühen 70er Jahre vereinende „John Wayne Collection – Jubiläumsbox“: Rio Lobo, El Dorado, Die Söhne der Katie Elder, Der Marshall und Big Jake. Hierbei handelt es sich nämlich um alten Wein in neuen Schläuchen: Sämtliche Titel sind identisch in Transfer und Ausstattung bereits zuvor veröffentlicht worden. Allein das Verpackungsdesign wurde verändert, dem der aktuellen, neues Material präsentierenden „John Wayne Collection — Special Collector’s Edition“ angepasst. Diese vereint vier Filme, die bis dato entweder überhaupt nicht (Hondo, Island in the Sky) oder nur in technisch unzulänglicher Form auf Video bzw. im TV zu sehen gewesen sind (The High and the Mighty, McLintock!). Alle vier Filme liegen jetzt erstmals abgenommen von restauriertem Filmmaterial in technisch hochwertigen Videotransfers vor. Jede DVD-Ausgabe wartet dazu mit sorgfältig und liebevoll zusammengetragenen Bonusmaterialien auf. Besonders hervor sticht The High and the Mighty • Es wird immer wieder Tag (1954), bei dem die nebst obligatorischen Audiokommentaren vorhandenen Boni mit rund 110 Minuten besonders üppig ausgefallen sind, so dass sie eine separate DVD füllen. Dass sich die Bonusmaterialien aller vier Titel zu einem insgesamt besonders umfassend-stimmigen Gesamtbild ergänzen, sei direkt angemerkt. Alle vier Filme sind jedoch auch in Einzelausgaben erhältlich.

Wie der Filmkritiker Leonard Maltin in der Einführung auf der Hondo-DVD sagt, sind die Geschichten und Hintergründe um die Entstehung der alten Filme mitunter interessanter als die Filme selbst. Nun, im vorliegenden Fall kommt diese häufiger zutreffende Feststellung erfreulicherweise nicht wirklich zum Tragen. Vielmehr sind die jeweils liebevoll zusammengestellten Boni-Kollektionen durchweg aufschlussreiche und damit wertvolle Infos liefernde Begleiter zu einem insgesamt sehenswerten Film.

Ein Farbwildwestfilm in 3D: Hondo • Man nennt mich Hondo (1953)

2264Natürlich ist ein derart rundes Jubiläum neben der Vermarktung auch Anlass für Veranstaltungen zur Erinnerung an eine Ikone wie die Western-Legende John Wayne. So erblickte auf dem diesjährigen Filmfestival in Cannes (16.-27. Mai 2007) eine John-Wayne-Western-Rarität, Hondo • Man nennt mich Hondo (1953), erneut das Licht der Kinoleinwand. Dieser von John Farrow inszenierte Western war hierzulande seit seiner Erstaufführung komplett in der Versenkung verschwunden und ist bislang auch noch nicht im öffentlich rechtlichen Fernsehen zu sehen gewesen. Allein das schlichtweg kümmerliche TV-Remake Hondo • Hondo and the Apaches (1966) mit Ralph Teager in der Titelrolle ist bislang gelegentlich gezeigt worden — dass beide Filme von John Waynes Produktionsfirma „Batjac“ (s. u.) stammen, mutet wie Ironie an. Das nun endlich wieder zur Verfügung stehende Original erweist sich als eine recht beachtliche Westernunterhaltung nach einer Kurzgeschichte von Louis L’Amour.

Wayne verkörpert in der Titelfigur einen Armeekundschafter, der interessanterweise sogar Halbindianer ist. Im Kielwasser von Broken Arrow (1951) ist Hondo in der Zeichnung der Indianer und ihres Schicksals, wenn auch nicht auf gleichem Level wie der vorstehende Film, zumindest deutlich korrekter als in den Western der 40er Jahre. Der Film beginnt als eher ruhiges poesievolles Kammerspiel. Hondo stößt in Begleitung seines überaus bemerkenswert unzivilisierten wilden Hundes „Sam“ auf die von den Indianern bedrohte kleine Farm der Lowes. Zu Angie Lowe (Geraldine Page) und ihrem kleinen Sohn Johnny (Lee Aaker) entwickelt der anfänglich spröde und wortkarge Hondo nach und nach mehr als nur eine solide Bekanntschaft. Im letzten Viertel tritt der anfänglich eher stille Film aus der Reserve, bietet eine recht furios inszenierte finale Abwehrschlacht mittlerer Kategorie zwischen einem von der Armee beschützten Siedlertreck und den verfolgenden Apachen. Dabei bekommt der Zuschauer übrigens eine die Angreifer verblüffende, zugleich recht drollige Kampftaktik zu sehen, zu der an dieser Stelle nicht mehr verraten wird.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt von Hondo ist, dass der Film in 3D produziert worden ist. In diesem reizvolle Möglichkeiten eröffnenden Verfahren wird mit zwei separaten Halbbildern (für das rechte und linke Auge) gearbeitet, die vom Zuschauer bei zum Einsatz kommender Zweiband-3D-Technik (s. u.) mit Hilfe einer speziellen Polarisationsbrille sowohl in Schwarzweiß als auch in tadellosen Farben erfasst werden können. Hondo ist im Uraufführungsjahr übrigens nur eine Woche lang in der 3D-Version gezeigt worden. Nach aufwändigen Vorarbeiten ist dieser Western 2007 in Cannes in „Digital-3D“ erstmals wieder in qualitativ hochwertiger Form in diesem Verfahren zu sehen gewesen. Dass Hondo zu den überzeugenden Vertretern des 3D-Verfahrens zählt, lässt übrigens auch die zwangsläufig nur flache 2-D-Version auf DVD mehr als nur erahnen: derart plastisch und überzeugend in der Tiefe gestaffelt wirkt auch hier das Bild. Optisch gibt es wenig zu beanstanden. Überwiegend sind Schärfe, Detailliertheit und auch Farbe von guter bis sehr guter Qualität. Nur einige Szenen weisen leichte farbliche Defekte und Schwankungen in der Schärfe auf; vereinzelt sind leichte Bildschäden erkennbar.

Nach knapp 42 von insgesamt rund 81 (Video-)Minuten erscheint eine Pausen-Karte: Intermission. Diese auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinende Pause hatte ihre Notwendigkeit in der ursprünglich beide Projektoren eines Kinosaals beanspruchenden qualitativ hochwertigen „Zweibandtechnik“ für 3D. Ein üblicher 2D-Film wurde aktweise, von Rolle zu Rolle, mit Hilfe beider Projektoren im Wechsel (mittels Überblenden) vorgeführt. Für 3D benötigte man beide Projektoren permanent, um die für den gewollten Raumeffekt benötigten parallelen Teilbilder für das rechte und linke Auge zu erhalten. Dafür wurden die beiden Maschinen mechanisch bildsynchron geschaltet und mit zwei (!) entsprechend speziellen Kopien beschickt — hier erkennt man den (zu) großen Aufwand, den eine 3D- gegenüber einer 2-D-Projektion erforderte, und ebenso, dass jede 3D-Kopie zwangsläufig aus der doppelten Anzahl an Filmrollen bestand. Allerdings war die Kapazität auch der größten zur Verfügung stehenden Spulen begrenzt. Entsprechend war eine Pause unumgänglich.

Probleme während der Vorführung, wie asynchroner Bildlauf oder gar Filmriss, wirkten sich besonders fatal aus. Daraus resultierten zusätzliche längere Zwangspausen, die Publikum wie Theaterbesitzer verärgerten, was mit dazu beitrug, 3D langsam ins Abseits zu befördern. Besonders in den späteren Versuchen, 3D wiederzubeleben, hat man sich bemüht, den Aufwand und die Probleme des „Zweibandverfahrens“ zu umgehen. Aber sämtliche „Einbandverfahren“ auf 35-mm-Film — beide Halbbilder sind auf demselben Filmstreifen untergebracht — leiden unter unumgänglichen Qualitätseinbußen bei der Auflösung und damit der Bildschärfe, aber ebenso bei der Helligkeit. Ein so erzeugter 3D-Eindruck geht bestenfalls über ein Befriedigend noch etwas hinaus, aber ihm fehlt unübersehbar eine kräftige Portion Brillanz. Um dies möglichst zu kaschieren erfolgten 3D-Vorführungen späterhin praktisch ausschließlich auf kleinen Bildwänden.

Besonders problematisch ist das mit Rot-/Grünbrillen arbeitende Anaglyphenverfahren. Zwar ist es technisch am einfachsten umsetzbar, kommt ohne weitere Maßnahmen am Projektor und der Bildwand aus, erfordert allein die genannten Brillen. Dafür erlaubt es allerdings keine farbigen 3D-Bilder. Die damit ausschließlich machbaren räumlichen Schwarzweißbilder wirken oftmals grünlich und damit etwas merkwürdig. Für die Augen und das daran angeschlossene Gehirn ist Anaglyphen-3D besonders irritierend und damit Kopfschmerz begünstigend.

2260McLintock! (1963)

Shakespeares Komödie von der Zähmung der Widerspenstigen, angesiedelt im Wilden Westen. Bei der von Wayne zu Zähmenden handelt es sich um Maureen O’Hara, mit der der Duke bereits in The Quiet Man (1952) zusammenarbeitete. Alles in allem ist McLintock! ein vielleicht etwas zu grellbunt geratener Westernslapstick, geradezu gespickt mit brüllender Heiterkeit. Aber was soll’s, recht unterhaltsam ist das jetzt im korrekten Panavisions-Bildseitenverhältnis von 1: 2,35 und auch in leuchtenden Farben und solider Schärfe Daherkommende durchaus. Okay ist auch der saubere, auf ein insgesamt etwas blasses Pseudo-Stereo aufgepeppte originale Mono-Ton; immerhin wartet dieser vereinzelt mit ein paar netten kleinen Effekten auf.

Paramount hat hier ein auf einem Positiv aus dem Batjac-Archiv beruhendes US-NTSC-Master verwendet und dieses in PAL gewandelt. Dabei handelt es sich, trotz der für sich betrachtet beachtlichen Qualität, leider nicht um den derzeit besten auf dem Markt verfügbaren Videotransfer. Eine farblich im Detail und auch auflösungstechnisch überzeugendere High-Definition-Version von McLintock! hat TLE-Films (www.TLE-Films.com) 2006 erstellt — siehe auch Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar / Für ein paar Dollar mehr. Fairerweise muss man hierzu anmerken, dass die Macher im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit Batjac derzeit wohl eh keine Möglichkeit hatten, etwas anderes zu verwenden.

Island in the Sky (1953) und The High and the Mighty (1954)

Beide Filme stehen sich sehr nahe, stellen Fliegerei und tapfere Flugzeugbesatzungen ins Zentrum ihrer Filmhandlung. Beide Streifen beruhen auf Buchvorlagen von Ernest K. Gann, einem der bis heute am häufigsten verfilmten Autoren interessanter Abenteuerstorys. William Wellmann führte in beiden Filmen Regie. Wellmann war selbst Flugveteran, ein Angehöriger des ersten amerikanischen Kampfgeschwaders im 1. Weltkrieg, der „Lafayette Escadrille“. Und ebenso betreuten beide Produktionen dieselben Kameraleute: John Fords Kameramann Archie Stout, und Ex-Airforce-Colonel William H. Clothier war für die prachtvolle Inszenierung der Flugszenen verantwortlich.

Island in the Sky • Das letzte Signal (1953) setzt den Piloten des US-Luftwaffentransportkommandos ein Denkmal, die nach dem Kriegseintritt der USA, eher wenig beachtet, weltweit an allen Fronten operierend, strategisch entscheidende Versorgungsflüge über höchste Gebirge wie den Himalaja und zum Teil kartographisch nur ungenau erfasstes Gebiet erledigten. Im Bonusmaterial gibt’s hierzu ein interessantes Segment, „Fliegen für Uncle Sam“.

Wayne verkörpert Captain Dooley, den es als Zivilpilot zum Army Transport Command verschlagen hat. Nach einer Notlandung bei schlechtem Wetter (wegen vereister Tragflächen) in einer Schneewüste kämpft die Flugbesatzung ums Überleben, während auf der anderen Seite fieberhaft nach ihnen gesucht wird. Dooley versucht verzweifelt seine Mannschaft zusammenzuhalten, wobei er auch vor harsch eingefordertem Gehorsam nicht zurückschreckt, nicht zurückschrecken darf, wie sein Voice-over aus dem Off sich bewusst ist. Wayne spielt hier besonders überzeugend, verkörpert seine Rolle weitgehend unpathetisch, eher nüchtern und verantwortungsbewusst. Da gibt es z. B. eine Szene, wo er den Jüngsten der Gruppe innerlich widerstrebend, aber unnachgiebig zusammenstaucht, ihn dabei zum Schluchzen bringt. Und wenn eine Staffel Suchflugzeuge über das halberfrorene Häuflein hinwegzieht, ohne dies zu bemerken, wirkt auch die sichtbare Verzweiflung auf Waynes Gesicht keineswegs aufgesetzt.

2262Insgesamt ist Island in the Sky zwar nun kein Meisterwerk, aber trotz ein paar Holprigkeiten und einiger im typischen 50er-Jahre-Stil gehaltener heutzutage etwas zu sentimental erscheinender Momente durchaus ansehbar und dabei auch nicht ohne Spannung. Hervorstechend in ihrer Brillanz sind William H. Clothiers Luftaufnahmen. Von DVD ist der Film in erstklassigem, kontrastreichem Schwarz-Weiß zu sehen. Beachtet zu werden verdient ebenso, wie auch im Falle von Hondo, die von Emil Newman und Hugo Friedhofer stammende Filmmusik.

Von The High and The Mighty • Es wird immer wieder Tag (1954) dürften viele zumindest das berühmte Hauptthema aus Dimitri Tiomkins Filmmusik schon gehört haben, selbst wenn sie den Film, die Mutter aller Airport- und Hightech-Katastrophenfilme, bislang noch nicht gesehen haben. Die mit üppigem Bonusmaterial ausgestattete Doppel-DVD macht vielleicht besonders neugierig darauf, Es wird immer wieder Tag zu entdecken oder wiederzuentdecken. Und derart vorzüglich, in brillanten Farben, von sehr guter Schärfe, Kontrast und Detailliertheit, ist der Streifen schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr zu sehen gewesen. Das berühmte Tüpfelchen auf das I setzt noch das von DVD erkennbar (etwas) breitere Original-Format der frühen Scope-Filme mit einem Seitenverhältnis von 1 : 2,55 gegenüber dem (infolge der ab ca. Ende 1954 zusätzlich aufgebrachten Lichttonspur) etwas schmaleren, bis heute üblichen 1 : 2,35.

Dieses Mal verkörpert Wayne einen durch einen Flugunfall traumatisierten Weltkriegs-II-Veteranen. Obwohl er nur als Kopilot fungiert, rettet er die gefahrvolle Situation eines Passagierflugzeuges, das unterwegs von Hawaii nach San Francisco wegen Motorschadens in Gefahr gerät. In den Fifties war The High and the Mighty überaus erfolgreich und hat für Batjac allein in den USA 6 Mio. $ eingespielt. Heutzutage hat der Film unzweifelhaft viel seiner damaligen auch auf der Grandeur von CinemaScope beruhenden Faszination verloren. Als Blick zurück, gewissermaßen als eine Art Zeitkapsel der 50er-Jahre, entwickelt er aber trotz einiger unübersehbarer Schwächen des Plots zugleich eine Portion neuen Charme. Immerhin entstand das Leinwandopus zu einer Zeit, als die zivile Passagier-Luftfahrt sich zu der entwickelte, die wir heute kennen. Auch hier bestechen wiederum unmittelbar die Luftaufnahmen William H. Clothiers, wobei sich ein Vergleich mit denen von Island in the Sky anbietet: dort im Normalformat und in Schwarzweiß und hier in CinemaScope und Warner-Color.

Bereits Anfang der 90er-Jahre wurde die Restaurierung des in Teilen durch einen Wasserschaden äußerst stark beschädigten Kameranegatives in Angriff genommen. Hier musste letztlich zeit- und kostenaufwändig auf Material verschiedener Quellen zurückgegriffen werden. Und als ebenso instandsetzungsbedürftig erwies sich die Tonspur. Erst nach dem Tod Michael Waynes konnten die Arbeiten abgeschlossen werden. Der prächtig wiederhergestellte Film ist erstmalig am 24. Mai 2007 im Samuel Goldwyn Theatre in Beverly Hills vorgeführt worden.

2265Von DVD macht neben der sehr guten visuellen Präsentation der überraschenderweise nicht nur im englischen Original, sondern sogar in der deutschsprachigen Version gebotene, recht satte 4-kanalige Stereosound einiges her. Dabei spielt auch die voll im Raum stehende Musik Tiomkins einige Trümpfe aus. Im umfassenden Bonusmaterial auf DVD 2 ist sogar dem Komponisten ein mit knapp 20 Minuten erfreulich ausführliches Segment gewidmet.

In den ausgiebigen Boni der vier DVDs erhält man zugleich tiefere Einblicke in die Geschichte der Wayne-eigenen Produktionsgesellschaft Batjac. John Wayne war einer der ersten Hollywood-Schauspieler, der eine eigene Produktionsgesellschaft gründete. Bereits 1947 hatte er als Produzent bei Republic Pictures seinen ersten Film produziert: The Angel and the Badman. 1952 tat er den Schritt zur Selbständigkeit und firmierte anfänglich zusammen mit Robert Fellows unter „Wayne-Fellows“ und nach der Trennung von Fellows 1954 unter der bis heute gültigen und geläufigeren Bezeichnung „Batjac“. Seit etwa Mitte der 1950er Jahre begann der älteste Sohn Michael (1934-2003) zunehmend ins Geschäft einzusteigen. Michael hatte zwar nie den Ehrgeiz, Schauspieler wie sein Vater zu werden, dafür lernte er den Job von der Pike auf und entwickelte sich hinter den Kulissen zum Arbeitspferd in Verwaltung und Organisation. Er hatte entscheidenden Anteil daran, das keineswegs durchweg auf Erfolgskurs befindliche Familienunternehmen wirtschaftlich fit zu machen und zu halten. Zuerst fungierte er als Regieassistent und avancierte 1961 zum Geschäftsführer von Batjac. Infolge trat Michael auch als Produzent der Filme seines Vaters auf: zum ersten Mal 1963 bei der Komödie McLintock!. Und in den 90ern brachte er auch die Bewahrung des Wayne-Film-Erbes, also erforderliche Restaurierungsarbeiten im Batjac-Archiv auf den Weg, deren (erste) Früchte jetzt auch bei uns in den vier Filmen der „John Wayne Collection — Special Collector’s Edition“ begutachtet werden können. Seit Michaels Tod 2003 hat übrigens seine Frau Gretchen Wayne die Leitung von Batjac übernommen und führt sein Werk fort.

Ein interessanter Nebenaspekt ist, dass man in Kinofilmen damals wie heute einer Riege von Stammdarstellern begegnet. An dieser Stelle sei dazu nur James Arness (Hondo, Das letzte Signal) erwähnt, der manchen Lesern als Marshall Matt Dillon aus der langjährigen TV-Serie Gunsmoke • Rauchende Colts geläufiger sein dürfte, denn als Filmschauspieler. Trotz einer originellen Promotion durch John Wayne höchstpersönlich (zu sehen im Bonusmaterial der DVD Das letzte Signal) ist Arness letztlich der wohl bekannteste US-TV-Westernserienheld geblieben.

Demnächst folgen noch drei Artikel, die sich mit weiteren fünf DVD-Veröffentlichungen von Paramount-Home-Entertainment aus dem Batjac-Archiv beschäftigen; Filme, die John Waynes Firma produzierte, in denen der Schauspieler aber nicht mitgewirkt hat. Einen Vorgeschmack darauf erhält man im so genannten „Batjac-Teaser“ — vertreten in den Boni-Sektionen der DVDs der zuvor eingehender vorgestellten „John Wayne Collection — Special Collector’s Edition“.

Unter anderem darunter: ein in Deutschland bislang nicht gezeigter psychologisierender, in Farbe gedrehter „Schwarzweiß“-Western von William A. Wellmann, Track of the Cat (1954) mit Robert Mitchum, sowie einer der besten Western Budd Boettichers, 7 Men from Now • Der Siebente ist dran (1956). Boettichers in Warner-Color gedrehten Western darf man als absolute Rarität bezeichnen. Im Erstaufführungsjahr gelangte er hierzulande nur in Schwarzweiß in die Kinos, ist seit etwa Mitte der 60er Jahre aus dem Verleih genommen worden, blieb anschließend über Jahrzehnte verschwunden und ist bislang auch nicht im deutschen TV aufgetaucht!

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