Blindman • Der Vollstrecker

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
14. Mai 2005
Abgelegt unter:
DVD

Film

(2.5/6)

Bild

(4.5/6)

Ton

(3/6)

Extras

(4/6)

Blindman • Blindman – Der Vollstrecker (1971) und Sentenza di morte • Django – Unbarmherzig wie die Sonne (1969). Diese beiden Titel gehören ebenfalls zur wachsenden Italo-Western-Kollektion auf DVD von KOCH Media, sind im Kielwasser der Sergio-Sollima-Box erschienen. Beide Filme werden recht aufwändig verpackt, als ansprechend gestaltetes klappbares Digipack im Pappschuber geliefert. Im besagten Digipack ist jeweils ein Doppelblatt mit Infos zum Film eingesteckt. Die Texte des Autors Wolfgang Luley bieten Lesenswertes zu diesen beiden wohl kaum zur Oberklasse der Eurowestern zählenden Streifen.

Die recht bizarre Story um besagten „Blindman“ inszenierte Regisseur Ferdinando Baldi. „Ich will meine 50 Weiber!“ sagt der Blinde, der trotz seiner Behinderung treffsicher mit der Schusswaffe umzugehen weiß und jagt den Entführern der von ihm für texanische Minenarbeiter besorgten Schönheiten nach. Die an sich wenig belangreiche Geschichte ist immerhin noch leidlich unterhaltsam, wenn auch recht vordergründig und teilweise effektheischerisch umgesetzt. Gewisse Attraktivität erhält der Film wohl auch durch Ringo Starr, ehedem Schlagzeuger der Beatles. Starr verkörpert hier nicht nur einen Bösewicht, sondern interpretiert auch den Titelsong.

Sentenza di morte zählt zur Masse der Italowestern, die in Deutschland vom Verleih durch den Nimbus von „Django“ im Titel zusätzliche Anziehungskraft auf das Publikum ausüben sollten. Mit der Figur Django hat dieser Film allerdings – wie auch in x-fach vergleichbaren Fällen unseriöser Verleihpraktik – überhaupt nichts zu tun. Hier heißt der Protagonist vielmehr Cash und fungiert als Vollstrecker von Todesurteilen in einer merkwürdigen Rachegeschichte. Cash erledigt die vier Männer, die seinen Bruder getötet haben. Wie Luley korrekt schreibt, ist die Story eher dünn. Ein roter Faden fehlt in der vierfach geteilten Plotte, deren einzelne (für sich genommen ebenfalls nur blasse) Episoden allein durch die Figur des Rächers Cash (Django) verbunden sind. Es wirkt fast so, als wäre hier aus unterschiedlichen kürzeren (TV-)Filmen mit dem gleichen Darsteller (Robin Clarke) willkürlich auf abendfüllend zusammengestoppelt worden – eine nicht einfach aus der Luft gegriffene Praxis, für die es vielmehr genügend Beispiele gibt.

Der Film- und Theaterregisseur Mario Lanfranchi zeichnet für dieses Stückwerk verantwortlich. Ulrich P. Bruckner vermerkt dazu in „Für ein paar Leichen mehr – Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute“, dass sich an dem „außergewöhnlich innovativen“ Rache-Western die Geister scheiden. Hier erscheint mir allerdings der knappe Kommentar im Western-Lexikon von Joe Hembus als wesentlich zutreffender: „Trotz der guten Besetzung sehr platt, um nicht zu sagen zum Erbrechen.“ Ist die Innovation dabei möglicherweise, dass der Racheengel Milch statt Whisky bevorzugt? Nun, mag hier jeder für sich entscheiden, ob vielleicht Tomas Milians Auftritt als Albino den Film doch noch zu retten vermag.

Wie der Leser schon gemerkt haben wird, handelt es sich in den beiden vorliegenden Fällen um Italo-Western, die in erster Linie für Fans und Sammler in Frage kommen dürften, die eine möglichst umfassende Genre-Kollektion besitzen möchten. Diese können hier zweifellos unbesorgt zugreifen. Auch diese beiden KOCH-Media-DVD-Editionen sind vergleichbar vorbildlich geraten, wie die Sergio-Sollima-Box. Auf ähnlich gutem Level liegt auch das Niveau der annähernd im Original-Scope-Format erstellten neuen Videotransfers. Sehr ordentliches Zusatzmaterial ist ebenfalls im Angebot. Sentenza di morte enthält ein rund 25-minütiges Porträt von Regisseur Mario Lanfranchi (wahlweise mit deutschen Untertiteln) und wartet sogar mit einem zum Film anwählbaren englischsprachigen Audiokommentar des Regisseurs auf. Das Englisch ist zwar eher einfach und daher nicht allzu schwer verständlich, zweckmäßige deutsche Untertitel fehlen hier allerdings. Blindman wartet mit einer ebenfalls informativen rund 40-minütigen Doku über Regisseur Ferdinando Baldi auf.

Außerdem gibt’s jeweils noch nette kleinere Beigaben, wie Trailer, musikunterlegte Diashows von Werbematerialien und/oder alternative Filmvorspänne.

Fazit: Auch diese beiden Italowestern auf DVD von KOCH-Media enttäuschen – zumindest was die Präsentation betrifft – nicht; sind zweifellos sorgfältig und liebevoll für die interessierte Käuferklientel aufbereitet worden. Bemerkenswert sind bei beiden DVDs die (als Bonus) jeweils solide gemachten informativen Porträts über die Regisseure – das hilft selbst den Trash noch ein wenig zu adeln. Beide Filme sind dazu erstmalig ungekürzt zu sehen, was für Fans ein zusätzlicher Kaufanreiz sein könnte.

Italo-Western-Special 8: Mein Name ist Nobody/Nobody ist der Größte

Regisseur:
Baldi, Ferdinando

Erschienen:
2005
Vertrieb:
Koch Media
Kennung:
DVD DVM 000035D
Zusatzinformationen:
I/USA 1971

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