Glasunow: Triumph March, Chopiniana

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
28. Mai 2004
Abgelegt unter:
Klassik

Alexander Konstantinowitsch Glasunow (1865-1936)

Der hochbegabte russische Komponist, zuerst ein Wunderkind, später Lehrer des jungen Schostakowitsch, war ein hervorragender Sinfoniker. Seine sehr melodische, sowohl klangsinnliche als auch effektvoll instrumentierte und ebenso formtechnisch exzellente Musik steht im Ausdruck Rimskij-Korsakow und auch Tschaikowsky nahe — wirkt oftmals geradezu wie ein auf Hochglanz polierter Tschaikowsky. Naxos begann seinen Glasunow-Zyklus bereits 1995 und dieser ist mittlerweile auf 17 Alben angewachsen.

Von diesem brillanten Komponisten ist hierzulande eher selten und wenn, dann in erster Linie im Rundfunk zu hören. Auf unseren Konzertspielplänen ist Glasunows blendend klingende Musik einfach völlig unterrepräsentiert. Dem Filmmusikfreund dürfte neben der ansprechenden Melodik das häufig Tonmalerische in den elegant-stimmungsvollen, programmatischen Tondichtungen begeistern (beispielsweise in „Der Kreml“ und „Aus dem Mittelalter“). Keineswegs zu verachten ist auch das exotische Kolorit in den beiden „Ouvertüren über drei griechische Themen“: hier gehörte der Komponist zu denen, die (wie auch Emmanuel Chabrier mit dem berühmten „España“) einen lang anhaltenden Trend begründeten, den man heutzutage „Weltmusik“ nennt. Wie auch bei den beiden kleinen charmanten Serenaden handelt es sich hierbei übrigens um Frühwerke, die sämtlich im Alter von nicht einmal 20 Jahren entstanden. Der für die Weltausstellung in Chicago 1893 komponierte „Triumphmarsch“ verarbeitet schmissig und elegant zugleich das berühmte Traditional „John Brown’s Body“. Und die klangprächtigen Adaptionen Chopinscher Klavierstücke wurden auch hierzulande als Ballettmusik „Chopiniana“ und ebenso unter dem Alternativtitel „Les Sylphides“ bekannt. Wer beim Tänzerischen auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich auch die opulente Ballettmusik zu „Raymonda“ (Vol. 1) keinesfalls entgehen lassen. Neben vielfältigen Tanzformen erweist Glasunow sowohl Wagner als auch der französischen Musik des 18. Jahrhunderts geschickt und klangschön Referenz.

Es ist lohnend, sich eingehender mit dem Werk Glasunows zu befassen. Der im Aufbau befindliche Naxos-Zyklus lädt dazu ein und bringt dabei auch manch herrliches Werk zum Erklingen, das auf dem Tonträgermarkt zurzeit wenig oder gar keine Konkurrenz hat.

Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
70:33 Minuten
Sampler:
Naxos
Kennung:
NX 8.555048
Zusatzinformationen:
Moscow SO, V. Ziva

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