Cold Mountain

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
19. Februar 2004
Abgelegt unter:
CD

Regisseur Anthony Minghella hat den aus dem Libanon stammenden Franzosen Gabriel Yared bereits mehrfach verpflichtet (Der englische Patient, 1996) – für den der Komponist einen Oscar erhielt – und Der talentierte Mr. Ripley (1999). Yared ist kein Vielschreiber. Bei den Produzenten ist er vielmehr als jemand bekannt, der sich zum Komponieren für einen Film möglichst viel Zeit lässt und der gern schon komponiert bevor die Dreharbeiten überhaupt begonnen haben. In einem Interview äußerte der Komponist, er sei der Meinung, dass neue Ausdrucksmöglichkeiten gefunden werden müssen. Passgerechte Musik für Liebesszenen, Spannung und so weiter, wie in der Vergangenheit praktiziert, seien für ihn überholt.

Der größte Teil der filmmusikalischen Arbeiten des gebürtigen Libanesen ist über die Grenzen Frankreichs hinaus wenig bekannt geworden und auch ich bin keineswegs ein Yared-Kenner. Von den in den letzten Jahren auch hierzulande veröffentlichten Filmvertonungen erscheint mir die zu Der talentierte Mr. Ripley in Bezug auf den Film und seine Dramaturgie am überzeugendsten konzipiert zu sein. Seine anderen Musiken (wie Autumn in New York) sind zwar als Hör-Alben mitunter recht gefällig, als besonders neuartig, ungewöhnlich oder sonst wie packend habe ich seine Musik bislang allerdings nicht empfunden.

Das US-Bürgerkriegsdrama Cold Mountain • Unterwegs nach Cold Mountain eröffnete am 5. Februar die Berliner Filmfestspiele (Berlinale). Im Film nach dem gleichnamigen Bestseller von Charles Frazier verkörpert Jude Law einen Deserteur der konföderierten Armee, der versucht, sich zu seiner über alles geliebten Frau (Nicole Kidman) durchzuschlagen. Die Sony-CD zu Cold Mountain enthält nur rund 15 Minuten Score (4 Tracks) und besteht im Übrigen aus einer Kollektion aus Folk- und Bluegrass-Songs von Interpreten wie Jack White, James Taylor und Alison Krauss sowie einer Gospel-Einlage der Sacred Harp Singers at Liberty Church.

In Sylvia geht es um die bittersüße Love Story zwischen dem britischen Poeten Ted Hughes und der amerikanischen Schriftstellerin Sylvia Plath. Die CD des Varèse-Labels enthält etwa eine dreiviertel Stunde Musik.

Zweimal Musik von Gabriel Yared zu für die Kinoleinwand in Szene gesetzten Love Stories, die handlungsmäßig sehr unterschiedlich sind, wobei dies allerdings für die beiden Tonschöpfungen kaum zutrifft. In beiden Fällen bilden die Streicher den tragenden Teil der Komposition. Die (in gewissem Sinne) Streicherserenade wird ergänzt durch hinzutretende Soli von Klavier, Oboe, Klarinette, (auch mal) Harfe und wirkt klassizistisch angehaucht. Einige Teile mit Klavier beim Sylvia-Album haben gar ein wenig den Touch eines „Albumblatt(s) für Elise“ mit Streicheruntermalung. Die thematischen Einfälle sind durchaus passabel, aber nicht übermäßig mitreißend geraten. Die Themen durchziehen in eher einfachen Varianten den Score und dabei scheint mir alles auch etwas zu sehr bedeutungsvoll sein zu wollen. Ansonsten passiert musikalisch denn auch nichts erwähnenswertes. Handwerklich ist die wenig komplizierte, recht melodische Musik sauber gearbeitet, aber für mehr reicht es eben nicht. Ob man das Gebotene nun herzerwärmend und auch ergreifend oder doch eher nur als gepflegte Langeweile empfinden mag, ist wohl in erster Linie eine Sache des individuellen Geschmackes.

Im Falle von Sylvia gebe ich zweieinhalb Sterne. Drei wären hier wohl auch „noch“ vertretbar, aber die damit verbundene „kleine Empfehlung“ ist mir denn doch etwas des Guten zuviel. Die 15-Score-Minuten von Cold Mountain klingen im Vergleich zu Sylvia sogar einen Hauch interessanter, aber einen Epen-Score nach allein 15 Minuten zu bewerten, ist doch arg problematisch. Bei der Zusammenstellung des Sony-Albums ist außerdem der Kompilationscharakter eines Song-Albums zu dominierend, so dass eine Wertung anhand der Cinemusic.de-Maßstäbe eh nicht in Frage kommt.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Yared, Gabriel

Erschienen:
2004
Gesamtspielzeit:
63:07 Minuten
Sampler:
Sony
Kennung:
515119

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