08/15

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
6. August 2001
Abgelegt unter:
DVD

Film

(3/6)

Bild

(4.5/6)

Ton

(3/6)

Extras

(3.5/6)

Faschismus und Zweiter Weltkrieg im Spiegel ausgewählter Kinofilme, Teil III

Die 08/15-Film-Trilogie entstand in den Jahren 1954/55 nach den gleichnamigen Romanen von Hans-Helmut Kirst. Geschildert werden die Erlebnisse des Gefreiten Asch und einiger seiner Kameraden: im ersten Teil – noch vor Kriegsausbruch – beim Drill in der Kaserne, in Teil II im Kriegswinter 1942 an der Ostfront und im dritten Teil in den letzten Kriegstagen in der Heimat.

Die 08/15-Filme entstanden in der Zeit der deutschen Wiederbewaffnung und waren bei weiten Teilen des Publikums offenbar beliebter als bei offiziellen Stellen. Selbst das, was heute eher harmlos wirkt, war damals offenbar manchem schon viel zu viel. So ist seinerzeit in einem Berliner Kino die recht gut inszenierte Rekruten-Schleif-Szene (im ersten Teil) mit der Begründung herausgeschnitten worden: „Derartiges ist im Zeichen der Wiedereinführung von Militär nicht mehr erwünscht!“ Immerhin lässt gerade der erste Teil die berüchtigte, entwürdigende Rekruten-Behandlung neben sonstigen Schikanen und auch das extreme Rang-Gefälle (selbst innerhalb der Mannschaftsdienstgrade) in der ehedem „deutschen Wehrmacht“ recht gut erkennen. Das man hierbei (aus heutiger Sicht) nicht weit genug ging, nur vereinzelt über das Niveau einer eher harmlosen Militär-Klamotte hinauskommt, ist zumindest verständlich: Die Filme wollten eben primär unterhalten. Nun, das ist insbesondere Teil I, aber auch den Teilen II und III seinerzeit gut gelungen: Die Filme waren nicht nur Kassenschlager der 50er Jahre, sondern auch die bis dahin erfolgreichsten deutschen Nachkriegsfilme überhaupt und (speziell Teil I) auch im Ausland durchaus erfolgreich.

Gerade die sorgfältige und pfiffige Kameraarbeit von Heinz Hölscher gehört zum Besten, was der erste Film zu bieten hat. Sehr aufschlussreich ist dazu das rund 20-minütige Interview mit ihm auf der DVD des ersten Teils der Trilogie. Dieses Interview sollte sich der Interessierte am besten zu-erst anschauen, um das Auge für eine Reihe wichtiger Details zu schärfen, wie originelle Kamera-Einstellungen und -Fahrten sowie den häufig geschickt gewählten Einsatz von Licht und Schatten.

Die Teile II und III sind gegenüber Teil I deutlich schwächer. Teil II vermag immerhin noch passabel zu unterhalten und weist auch ein paar ordentliche dezent kritische Regie-Einfälle auf. Der letzte Teil der Trilogie hingegen fällt stark ab. Ob seiner flauen „Kritik“ an Militär und Partei und durch den naiv, verharmlosend gezeigten Einsatz der Hitler-Jungen wirkt er besonders unglaubwürdig und anfechtbar. Hier wird ein Vorbild für das Niveau nachfolgender eher belangloser Abenteuer-Kriegsstreifen der Fünfziger geliefert, z. B. Die grünen Teufel von Monte Cassino. Während Teil I und II noch ordentliche Unterhaltung bieten, dürfte die Bedeutung des dritten Teils heute primär rein nostalgischer Natur sein. Die 08/15-Trilogie wurde immerhin zum Sprungbrett für eine Reihe von Schauspielern, die später in Film und Fernsehen bekannt und beliebt gewesen sind: z. B. Joachim Fuchsberger, Gustav Knuth, Mario Adorf und auch Ellen Schwiers. Bei sämtlichen Filmen der Trilogie darf auch Rolf Wilhelms gute Filmmusik – übrigens die erste Filmarbeit des Komponisten – als Positivum nicht vergessen werden. (Insgesamt sehe ich nach eingehender Beschäftigung mit der Trilogie von den DVDs – und unter Berücksichtigung der Hintergründe der Entstehung der Filme – die Dinge auch ein Stück weniger hart, als noch im Rahmen der Musik-CD-Rezension.)

Bei der Ausstattung mit zusätzlichem Material schneidet die DVD mit Teil I der Trilogie besonders positiv ab. Neben dem bereits genannten Interview mit Kameramann Hölscher gibt es auf Texttafeln besonders ausführliche Hintergrund-Infos zu Film und Schauspielern. Die Teile II und III sind sparsamer, aber immer noch passabel ausgestattet. Leider gibt’s in der (bei allen drei DVDs gleichen) Trailer-Kollektion nur Werbung für andere Filme des Kinowelt-Angebots, aber eben keine Trailer für die Trilogie. Die Bild-Qualität kann bei allen drei Filmen, von einzelnen leichten Kopie-Schäden abgesehen, als gut bis sehr gut bezeichnet werden. Das Bild zeichnet sich fast durchgehend durch sehr gute Kontraste, ordentliche Schärfe und auch geringe Körnigkeit aus. Auch am Ton gibt’s wenig zu meckern: geboten wird solides, nur ganz vereinzelt leicht verzerrtes Mono.

Kinowelt präsentiert den ersten Teil der 08/15-Trilogie auch als Einzel-DVD; die Teile II und III werden aber nur zusammen mit Teil I in einem preisgünstigen Schuber angeboten. Nun, auch wenn das 08/15-Trio sicherlich nicht die Spitze unter dem antikriegerischen Werbeslogan „Filme gegen das Vergessen“ bildet, so ist es in jedem Fall ein Dokument eines Zeit-Phänomens ebenso wie die Sissi-Trilogie und die Karl-May-Film-Welle – und unterm Strich auch nicht grundsätzlich schlechter als vieles Vergleichbares aus der Hollywood-Küche jener Tage. Dass, in den ersten beiden Film-Teilen, auch eine Reihe geschnittener Szenen wieder eingefügt worden sind, macht die Edition dazu sicher nicht weniger attraktiv.

Regisseur:
May, Paul

Erschienen:
2001
Vertrieb:
Kinowelt
Kennung:
DVD 500259
Zusatzinformationen:
D 1956

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